♦ Landwirte in Südniedersachsen diskutieren mögliche Folgen der Rezession für den Biomarkt
Aktuelle Marktentwicklungen auf dem Biomarkt standen im Mittelpunkt einer Diskussion, die ich am 27. Oktober mit etwa 30 Mitgliedern der regionalen Arbeitsgruppe ökologisch wirtschaftender Landwirte in Südniedersachsen führte.
Einige Bio-Landwirte waren durch die Beobachtung verunsichert, dass sich seit Oktober 2008 die Nachfrage nach Bioprodukten auf dem Göttinger Wochenmarkt leicht abgekühlt hat. Auch Presseberichte über den von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelten Rückgang des Umsatzes mit Ökolebensmitteln im ersten Halbjahr 2009 sorgten für Unruhe.

Die Auswirkungen der Konjunktur sind komplex
Die veröffentlichten Daten des GfK-Verbraucherpanels unterscheiden sich je nach Absatzkanal, Haushaltseinkommen und Frequenz des Bio-Konsums stark.Ein beträchtlicher Teil des Umsatzrückgangs sei zudem preisgetrieben, da zurzeit die Preise für Ökoprodukte sehr niedrig sind. So sei etwa bei den Discountern der Preis um 7% gefallen, die Verbraucher fragen jedoch nur um 1% mehr Menge nach. Einen Nachfragerückgang gibt es vor allem bei Hauhalten, die sich durch die Krise einschränken müssen und eher zu preisgünstigeren konventionellen Produkten greifen.
Der Fachhandel hingegen sei in seiner Entwicklung stabil, was auch Ergebnisse anderer Naturkost-Panels belegen. Erste Signale für das dritte Quartal 2009 deuteten im Fachhandel darauf hin, dass es – entgegen der Ergebnisse der GfK – mit 4% ein leichtes Wachstum gibt. Es liegt somit die Vermutung nahe, dass der Gesamtumsatz am Ökomarkt im gesamten Jahr 2009 zwar nicht mehr die durchweg zweistelligen Raten der letzten Jahre erreichen wird. Ein leichtes Wachstum erscheint für 2009 allerdings durchaus im Bereich des Möglichen. Bei der Prognose des Umsatzwachstums müssen weitere Faktoren stärker berücksichtigt werden:
– Ein Blick auf die allgemeinen Konjunkturdaten zeigt, dass zurzeit nicht klar ist, wie sich das Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosigkeit 2010 weiter entwickeln. Insofern können die Auswirkungen der Rezession auf den Biomarkt zur Zeit noch nicht abschließend beurteilt werden.
– Neben der Konjunktur wird der Biomarkt auch von den „klassischen Bestimmungsfaktoren“ der Preise in der Landwirtschaft beeinflusst, die in der Debatte bisher nicht berücksichtigt wurden.
– Auch andere Sondereffekte wie z.B. die Berichterstattung über den Ökolandbau in den Medien können die Entwicklung des Biomarktes positiv oder negativ beeinflussen.
Am Ende der Diskussion wurden Strategien für die aktuelle Situation diskutiert. Hierbei waren die Vorschläge der Landwirte vielfältig und reichten vom Ausbau der Direktvermarktung, um nicht so stark Preisschwankungen ausgesetzt zu sein, über eine Verbesserung der eigenen Produktionskosten durch eine Entwicklung hin zu einer höheren Effizienz bis zur Intensivierung von Öffentlichkeitsarbeit und Kontakten zu Verbrauchern, um Kunden zu binden und selbst ein positives Bild des Ökolandbaus zu vermitteln.
Fazit: Die Krise ist spürbar, allerdings nicht so stark, wie in den Medien dargestellt und es gibt auch vorsichtige Signale für Optimismus.
Kernaussagen des Vortrages gibt es hier: Kernaussagen
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