Es kann vorkommen, dass man sich bereits morgens, beim Zeitunglesen verwundert die Augen reibt: Im Göttinger Tageblatt vom 8. Oktober 2014, S.8 steht als Vorwurf „Dem Minister fehlt der Stallgeruch“. Hintergrund des Artikels ist ein Treffen von Landvolk-Präsident Werner Hilse, dem niedersächsischen Agrarminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) und Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im Gästehaus der Landesregierung im September. Der Artikel stellt hierbei hauptsächlich die Kritik des Landvolks am Agrarminister dar, leider ohne die Fakten zu prüfen oder Werturteile zu hinterfragen. So habe Meyer Landwirte angeblich als „Tierquäler“ bezeichnet und er verunsichere junge Betriebsleiter durch „Schlechtreden der Landwirtschaft“. Stattdessen solle sich der Minister stärker mit dem Landvolk „abstimmen“ und seine enge Anbindung an Nichtregierungs-Organisationen „überdenken“. Am Ende des Artikels wird kurz erwähnt, dass es auch eine rotgrüne Landesregierung gibt, die Sichtweise Meyers wird nicht weiter angesprochen. Dies ist zunächst ganz schlechter, weil einseitiger Journalismus, der ungeprüft Aussagen eines Verbandslobbyisten wiederholt. Allerdings zeigt der Artikel auch ganz grundsätzlich, wie wenig die Vertreter des Berufstandes Landwirtschaft von den Diskussionen innerhalb der Gesellschaft begriffen haben.

Schweinehaltung im Freiland, beobachtet in Schweden 2010